Über Felix Francis Kriminalroman „Champion“

Rivalen der Rennbahn

Ich erzähle nichts Neues, wenn ich sage, dass der Profi-Pferderennsport ein hartes Geschäft ist. Verstöße gegen Tierschutzauflagen, Doping und viel, viel Geld. Das ist die Realität hinter einer Kulisse von gepflegtem Grün, Damen mit extravaganten Kopfbedeckungen, rassigen Pferden und kühnen Jockeys in knallbunten Leibchen.

Dass es hinter dieser illustren Kulisse aber so kriminell zugeht, dass die britische Rennsportbehörde Undercover-Ermittler einsetzen muss, war für mich ein Novum. Aber Felix Francis muss es ja wissen: Der britische Autor (Jahrgang 1953) ist Sohn des Ex-Jockeys und Bestsellerautors Dick Francis. Das qualifiziert Felix Francis (vom Brotberuf her Physiklehrer) gleich in zweifacher Hinsicht dafür, Rennbahn-Krimis zu schreiben, die sowohl was den Spannungsfaktor als auch was den Stallgeruch angeht keine Wünsche offenlassen. Schließlich hatte er seinen Vater bei dessen Krimirecherchen unterstützt.

Francis Senior hatte vorgemacht, dass man aus dem spannenden Renngeschehen noch spannendere Rennbahn-Krimis machen konnte (er veröffentlichte zwischen 1962 und seinem Tod im Jahre 2010 mehr als 40 Krimis). Francis Junior ist bei den vier letzten Romanen Co-Autor.

Anders als sein Vater entwirft Felix Francis eine wiederkehrende Ermittlerfigur: Jeff Hinkley, seines Zeichens nämlich Undercover-Ermittler bei der britischen Rennbehörde.

„Champion“ ist Jeff Hinkleys zweiter Fall: Der -allseits beliebte- Champion-Jockey Dave Swinton gerät in Verdacht, absichtlich Pferde bei Rennen zurückgehalten zu haben, um anderen einen Sieg zu verschaffen. Plötzlich ist der Jockey tot. Ist es wirklich Selbstmord aus Scham und Verzweiflung? Jeff Hinkley hegt daran ernsthafte Zweifel und stürzt sich in seine Ermittlungen.

Der britische Rennsport ist eine Welt für sich, eine skurrile Szene, in der mit harten Bandagen gekämpft wird. Für mich war es spannend, in diese fremde Communitiy einzutauchen und dem gewieften Jeff Hinkley bei der Verbrechersuche über die Schulter zu schauen. Zu erleben, wie er – um eine Pferdelänge – einem Mordversuch entgeht und Stück für Stück ein ausgebufftes Komplott enthüllt.

Felix Francis versteht es, einen spannenden Plot zu stricken, der in seiner Geschwindigkeit und Wendigkeit dem Renngeschehen in nichts nachsteht. Francis‘ Figuren sind plastisch, die Story packend und Jeff Hinkley ist ein sympathischer Typ, mit dem man es beim Lesen gerne zu tun hat.

Ein schöner Nebeneffekt: Felix Francis räumte einem wohltätigen Freund des Rennsports eine Gastrolle im Roman ein und erwirtschaftete so 40 000 Pfund, die er auf verschiedene Tierschutzorganisationen und das Blaue Kreuz verteilte.


Abbildungen: Rechte beim Verlag


Zum Buch:

Felix Francis: Champion.

Roman

Aus dem Englischen von Malte Krutzsch

Diogenes, Zürich 2018

ISBN: 978-3-25 30071 0

416 Seiten