Über Michael Allabys Pflanzenbuch „Blümchensex“

Schockierende Wahrheiten über das Liebesleben der Pflanzen

„Sex Sells“. Deshalb werden so unerotische Produkte wie Autoreifen und Elektronikbedarf gerne auch einmal mit der Abbildung leicht bekleideter Damen beworben. Dem britischen Sachbuchautor Michael Allaby ging wohl ein ähnlicher Gedanke durch den Kopf, als er den Titel „Plant Love. The Scandalous Truth About the Sex Life of Plants“ ersann. Das Wort „Sex“ auf dem Cover (und sei es auch nur in der abgedimmten Form des „Blümchensex“) mag zum Griff nach dem Buch animieren. Ich habe es natürlich aus rein botanischem Interesse aus dem Regal genommen.

Ob derjenige enttäuscht ist, den die Gier nach Skandalen und schockierenden Details zum Lesen trieb, mag ich nicht beurteilen. Leser, die auf der Suche nach einem gut lesbaren und spannend geschriebenen Buch über Pflanzen – und deren Vermehrungspraktiken – suchen, sind mit „Blümchensex“ gut bedient. Für mich als botanisch Interessierte (aber bei weitem nicht Kundige) enthielt das Buch einiges an verblüffenden und interessanten Details, die weit über die reine „Sex-Problematik“ hinausgehen.

Michael Allaby (geboren 1933 in Derbyshire) hat zahlreiche Bücher über klimatische und ökologische Themen verfasst hat. Mit „Blümchensex“ legt er ein gut gliedertes und ansprechend illustriertes Buch vor, das auch für prüde Menschen eine gut verdauliche Kost sein sollte.

Sehr empfindlichen Lesern kommt Allaby mit dem Rat entgegen

„wenn es sein muss, wenden Sie Ihre Augen ab.“

In durchweg launigem Ton schlendert der Autor mit uns durch Natur und Gärten und holt einiges wieder ans Tageslicht, was seit dem Biologieunterricht bei vielen von uns verschüttet sein dürfte. Geduldig und detailliert erläutert Allaby die Funktionen von Blüten und Insekten. Er beschreibt die Methoden der Fortpflanzung mit und ohne Sex („Muss es denn Sex sein?“) und widmet sich in seinem Kapitel „Die Schüchternen und die Selbstverliebten“ die ganze Bandbreite an geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung. Denn:

„Pflanzen genießen das Beste aus zwei Welten. Beim Sex profitieren sie von beschleunigter Evolution und damit auch schnellerer Anpassungsfähigkeit. Durch vegetative Vermehrung ist der Erhalt des Bestandes unabhängig von Partnern gesichert – ein Grund, weshalb er sich bei vielen Pflanzen als zusätzliche Art und Weise erhalten hat.“

Bei allem Interesse für die Fortpflanzung von Pflanzen rundet Allaby sein Buch mit einem einen Aufsatz darüber, „was Pflanzen für uns Menschen tun können“ ab. Er überschreibt ihn mit dem Titel „Aphrodisiaka“ und widmet ihn allerhand pflanzlichen Lustmittelchen.

Neben all der botanischen Gelehrsamkeit gibt Allaby auch sympathische Tipps fürs Gärtnern. Zum Kampf gegen den allgegenwärtigen Löwenzahn schreibt er:

„Da Sie sowieso nicht gewinnen können, sollten Sie den Löwenzahn in Ruhe sein Ding machen lassen – er sieht doch ganz hübsch aus.“

Recht hat er!


Abbildung Cover: Rechte beim Verlag

Leseprobe

Internetseite des Autors


Zum Buch:

3D-Cover

Michael Allaby: Blümchensex.

Die schockierende Wahrheit über das Liebesleben der Pflanzen.

Aus dem Englischen von Annika Genning

Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2017

ISBN: 978-3-667-10908-8

240 Seiten, 29,90 Euro