Über Nora Bossongs Buch „Rotlicht“

Eintritt nur in Begleitung

Wie viele von Euch wissen, rezensiere ich auch für fixpoetry.de. Durchaus kommen mir dann auch spannende Bücher unter, die (zumindest auf den ersten Blick) nichts mit Hunden zu tun haben. Bücher, die ich Euch aber dennoch nicht vorenthalten möchte. Nora Bossongs Buch „Rotlicht“ ist so eines.0475-4D[1]

Aber gibt es tatsächlich zwischen „Rotlicht“ und Hund keinerlei inhaltliche Bezüge?

Klischeehaft und aus dem „Tatort“ bekannt: Kaum ein Zuhälter, der etwas auf sich hält (dieses Wortspiel musste sein) geht ohne aggressiven sogenannten „Kampfhund“ vor die Tür. Dieses Klischee bringt dann eine ganze Reihe von Hunderassen in Misskredit.

Naheliegender jedoch ist der Topos der Prostituierten mit ihrem Hündchen. Gibt es zwar auch im „Tatort“, aber auch im richtigen Leben (so ließ sich die Frankfurter Prostituierte Rosemarie Nitribitt mit ihrem Pudel ablichten), im Film („Irma la Douce“ mit ihrer kleinen Hündin Coquette) und in der bildenden Kunst (zum Beispiel Lautrecs „Madame mit dem Hündchen“). Man könnte die Reihe beliebig fort setzten.

Hier also zu meiner Rezension zu Nora Bossongs Buch „Rotlicht“:

„Die Wahrheit der Erotik ist tragisch“. Nora Bossong stellt ihrem Buch dieses Wort Georges Batailles voraus. Das Zitat lässt schon ahnen: Bossongs Buch wird uns wohl kaum in eine verheißungsvolle Welt raschelnder Laken und delikater Ausschweifungen entführen.

Georges Bataille, Sohn eines syphiliskranken Vaters wusste, wovon er sprach, immerhin standen ihm im Paris der Belle Époque die Türen zu den Bordellen offen. Nun, gut 100 Jahre später, wagt Nora Bossong einen Blick in jene Etablissements, in denen mit „käuflicher Liebe“ gehandelt wird. Eine Recherchetour mit Hindernissen: Der Zutritt zu Einrichtungen der kommerziellen Erotik steht Frauen – so sie denn als Besucherinnen kommen möchten – nicht ohne weiteres offen. Der Deal mit der Ware Liebe ist eine verriegelte Welt für sich. Men only. Der Zutritt gelingt Nora Bossong an vielen Orten nur in Begleitung von Männern. Männern aus ihrem Bekanntenkreis, die sich zunächst aufgeschlossen und interessiert geben, schließlich aber nicht mehr mit Klarnamen benannt werden möchten.

Um es vorweg zu nehmen: „Rotlicht“ ist kein erotisches Buch und befriedigt keine voyeuristische Neugier. In Bossongs Buch, einer literarischen Melange aus Reportage und Essay, findet man weder knisternde Erotik noch Reeperbahn-Romantik. Weder sollte man mit Pretty-Woman-Kitsch rechnen, noch mit nostalgischen Reminiszenzen. Keine Kameliendame, keine Irma la Douce, noch nicht einmal Prostituierten-Prominenz wie Domenica. Nora Bossong trifft bei ihren Recherchen auf ein Milieu aus schmuddeligen Kinos, steriler Kleenex-Atmosphäre und spießigem Party-Keller-Ambiente bundesdeutscher Swinger-Clubs.

Zur vollständigen Rezension auf fixpoetry.de  geht es hier:


Abbildung Cover: Rechte beim Verlag

Beitragsbilder:

Rosemarie Nitribitt mit Pudel. Quelle: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/N/Seiten/RosemarieNitribitt.aspx

Henri de Toulouse Lautrec: Monsieur, Madame und das Hündchen (Pächterehepaar eines Bordells). Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004331702


Zum Buch:

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Nora Bossong: Rotlicht

Hanser-Verlag, München, 2017

240 Seiten, 20 Euro.

ISBN 978-3-446-25457-2