Über Laurent Amanns und Asim Aliloskis Buch „Die geheime Seele meines Hundes“

Was das Verhalten meines Hundes über meine Persönlichkeit aussagt

Wie ich ja bereits geschrieben habe, ist Esoterik nicht so ganz mein Thema. Nun bin ich aber fest davon überzeugt, dass Hunde eine Seele haben. Damit befinde ich mich schließlich in Gesellschaft vieler großer Köpfe. Aber um meine Überzeugung zu nähren benötige ich weder Schopenhauer noch Thomas von Aquin; mir genügt das Zusammenleben mit Pepita, der Rückblick auf meine fünf Vorgängerhunde und die Beobachtung all der anderen Hunde um mich herum.

An Büchern, die sich mit der Hundeseele befassen komme ich daher nur schwer vorbei. Und manchmal landet dann auch esoterische Literatur auf meinem Schreibtisch. Im aktuellen Fall das Buch „Die geheime Seele meines Hundes“ von Laurent Amann und Asim Aliloski. Vor allem der Untertitel „was das Verhalten meines Hundes über meine Persönlichkeit aussagt“ klingt für mich verlockend (ich denke, dass ich hier für den Großteil der Hundebesitzer spreche). Außerdem deckt sich die These, mit meiner Beobachtung, dass Hundeverhalten und Besitzer-Persönlichkeit eng miteinander zusammenhängen. Wobei mir manchmal nicht klar ist, wer hier wen am meisten prägt.

Laurent Amann ist studierter Verhaltensbiologe und arbeitet als Tierflüsterer. Gemeinsam mit seinem Partner Asim Aliloski (seinerseits Glücks-Coach) ist nun das zweite Buch des Autorenteams entstanden, das sich der Hundeseele annimmt. Ich gestehe, dass mir einige Thesen nicht ganz nachvollziehbar sind. So bin ich nicht davon überzeugt, dass Hunde tatsächlich mit der Absicht in unser Leben treten, um uns dabei zu „unterstützen, unser volles Potenzial zu entfalten und uns zu glücklichen und gesunden Menschen zu entwickeln.“ Andererseits: Welcher Hundehalter möchte daran zweifeln, dass Hunde (ob absichtlich oder nicht) uns glücklich und gesund machen. Und manchmal bringen sie uns dazu, über uns hinauszuwachsen, und wir entfalten tatsächlich mehr (und anderes) Potential als ohne Hund.

Meine Lektüre des Buches war entsprechend kritisch. Aber je weiter ich las, um so mehr habe ich mich an meinen eigenen Bretonen-Rüden Claudio gedacht, der für mich tatsächlich so etwas wie ein Glückscoach war: Claudio Hund war frei von Ehrgeiz und Aggression. Stets ausgeglichen und in sich ruhend. Wenn andere Hunde hektisch wurden, blieb er entspannt. Wenn andere sich um die Rangordnung stritten, wartete er das Ergebnis ab. Wenn andere an die Kauknochen drängten, wartete er ab, bis er einen weichgekauten erhielt. Claudio hätte Seminare für gestresste Manager abhalten können. Oder Meditationskurse für Großstädter. Ob er mit seinem Verhalten eine Mission verfolgte, wie Amann und Aliloski es ausführen, weiß ich nicht. Aber er war der richtige Hund im richtigen Augenblick für mich. Ich hoffe, er konnte das auch für sich sagen.

Kann ich auch nicht allen Thesen zustimmen, habe ich das Buch gerne gelesen. Die Übungen, die die Autoren vorschlagen, dienen dazu, eine größere Empathie für den Hund an unserer Seite zu entwickeln. Ist einem das eine oder andere zu esoterisch oder spirituell, funktionieren die Übungen trotzdem. Außerdem halten sie zu größerer Achtsamkeit an. Das schadet weder Mensch und Hund.

Nun aber die Gretchenfrage: Was sagt das Verhalten meines Hundes (in meinem Fall meiner Hunde) eigentlich über meine Persönlichkeit aus? Was ist eigentlich das gemeinsame typische Verhalten meiner Hunde? Sie waren (und sind) alle wunderbar und meistens lieb und brav, sie lebten unterschiedliche Vorlieben und Neigungen aus (Fressen, getragene Socken, Katzen, Kuhmist, Fuchskacke) und hatten eine Gemeinsamkeit: Bei aller Erziehung hatten und haben sie die Neigung zum Rennen und Wegrennen. Wenn der Hafer sie sticht und eine spannende Wildfährte in die Nase weht, rennen los. Bis zum Horizont und dann weiter. Ausnahmslos machen das alle. Auch die, die sich nie kennenlernten und sich daher auch nichts voneinander abschauen konnten. Ich konnte meine Hunde überall mit hinnehmen: Restaurant, Kaffeekranz, Altersheim. Null Problem. Keiner war ein Kläffer, keiner aggressiv oder zerstörerisch. Perfekte Hunde. Nur das mit dem Wegrennen, das habe ich nie hinbekommen.

Die Autoren analysieren in ihrem Buch verschiedene „Verhaltensprobleme“ und ihre Lösung: Mangelnde Leinenführigkeit; Aggression; Angst und Trennungsangst; Ungehorsam; Bellen und eben jener Jagd- (und Renn-) trieb, von dem meine Hunde nie so recht lassen können.

Für mein Problem haben Amann / Aliloski eine Lösung: Ich soll mich selbst in meinem Hund erkennen. In meinem Fall also sieht es so aus, dass ich die „wilde Seite“ in mir entdecken soll. Ich soll öfter mal „die Sau rauslassen“, mich von Dogmen befreien und abenteuerlicher leben. Daran könnte etwas dran sein. Ich werde nachdenklich Die beiden Autoren werden sehr konkret und empfehlen dezidierte Maßnahmen: Ich soll beispielsweise eine Kampfkunst lernen, oder nachts im Zelt draußen schlafen, oder Ausdruckstanz lernen, mich in Tantra und Kundalini-Yoga versuchen oder ein ausgeflipptes Hobby suchen. Das mag schräg klingen, aber vielleicht hilft es ja. Ich verrate hier nicht, welche Therapie ich für mich ins Auge fasse. Nur so viel: Wenn Sie eine verrückte Frau mittleren Alters sehen, wie sie jodelt, während ihr bunter Hund hinter dem Horizont verschwindet, machen Sie sich bitte keine Sorgen. Hund und Frauchen sind wohlauf.


Abbildung Cover: Rechte beim Verlag


Zum Buch:


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Laurent Amann, Asim Aliloski: Die Geheime Seele meines Hundes.

Und was das Verhalten meines Hundes über meine Persönlichkeit aussagt

mvg-Verlag, München, 2017

240 Seiten, 16,99 Euro.

ISBN 978-3-86882-780-4

2 Kommentare zu „Über Laurent Amanns und Asim Aliloskis Buch „Die geheime Seele meines Hundes“

  1. Deine Meinung zu diesem Buch würde mich sehr interessieren. Ich habe mit „zu esoterischen“ Büchern ja immer meine Probleme. In diesem Fall gab es jedoch einige interessante Aspekte. Tatsächlich lernt man immer vieles über sich selbst, wenn man seinen eigenen Hund mit wachen Augen betrachtet.

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